Erfahrungen von Gruppenmitgliedern
Marionette in frommer Umgebung Inge J.
Bevor ich zu der BTS-Gruppe kam, war ich ein sehr vereinsamter Mensch inmitten einer außerordentlich frommen Umgebung. In diesem Kreis konnte ich jahrelang nicht aussprechen, wie ich mich wirklich fühlte. Wie konnte ich nur unglücklich oder unzufrieden sein? Ich hatte doch alles, was zum Glücklichsein gehört: Einen guten, treuen Mann, begabte Kinder, ein eigenes Haus usw. Es war daher für mich eine unbeschreibliche Erleichterung, in eine BTS-Gruppe zu kommen. Dort konnte ich endlich einmal sagen, wie es mir tatsächlich erging und was ich im Innersten dachte. Ich konnte endlich einmal meine ganzen Ängste und Schwierigkeiten aussprechen, die ich mit meiner frommen Umgebung (die immer nur Forderungen an mich stellte, wie ich sein müsste, wenn ich wirklich glaubte) hatte.
In kleinen Stufen lernte ich, von dieser Umgebung nicht mehr so abhängig zu sein, sondern die Verbindung direkt zu unserem Herrn Jesus zu lenken und ihm mein ganzes Leben hinzulegen. Dies gelingt mir zwar nicht immer gleich gut und ich habe oft noch viel Angst in schlaflosen Nächten - aber es geht voran.
Ich war zuvor ein durch meine Umgebung gesteuerter Mensch, der sich nicht getraute, so zu sein, wie er wirklich war, mit seinen ganzen Schwächen und Minderwertigkeiten. Der Zuspruch in der Gruppe, auch so, wie ich tatsächlich bin, von Gott angenommen zu sein, hat in mir einiges umgekrempelt. Ich habe viel gelernt von der Art, dass Gott gerade für diejenigen Menschen da ist, die nicht immer „edel und gut“ sind.
Nachdem ich wahrscheinlich an einer neurotischen Depression leide und diese sich bei schwierigen Lebensumständen oder besonderen Schwierigkeiten verschlechtert, bin ich sehr dankbar, dass ich weiterhin in der Gruppe sein kann. In dieser kann ich ohne Scheu alles ganz ehrlich sagen, was mich bedrückt. Es wird in jeder Situation dann gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Es ist gut zu hören, was die anderen Frauen zu meiner gegenwärtigen Situa-tion sagen. Ich war vorher oft ganz festgefahren in meinen Gedanken.
Ansonsten hat sich auch mein Selbstwertgefühl beträchtlich verbessert. Vor allem weil ich weiß, dass Gott mich so annimmt wie ich bin, d.h. ich muss nicht so sein, wie meine Umgebung mich gern hätte, und mich immer nur anpassen. Letztendlich merke ich, dass ich, wenn ich so bin, wie ich bin (und damit auch so, wie Gott mich gemeint hat), viel besser bin als die Marionette, zu der ich geworden war.
Quelle: “Handbuch für Seelsorgegruppen”, Hilde L. Dieterich, Fachverlag des IPP GbR
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